Metaphysik der Gemeinschaft
Gemeinschaft gegen Kollektiv. Dieses Buch gehört zum Grundlagenstudium des Philosophen, Theologen, Soziologen und insbesondere aller derer, die sich in der verwirrenden Vielgestalt menschlichen Zusammenlebens bleibende Maßstäbe erringen wollen.
In einer Zeit, die einerseits anarchische Ungebundenheit begehrt, andererseits versucht ist, Großgemeinschaften wie Staat, Partei, Nation zu hypostasieren, ist dieses Werk so notwendig und willkommen wie ein weithin orientierender Leuchtturm bei stürmischer See. Hildebrand nennt es „Metaphysik der Gemeinschaft", weil es darin nicht um aus Experiment, Interview und Statistik gewonnene Ergebnisse einer Soziologie geht, die sich als rein empirische Wissenschaft versteht, sondern um Seinsweise und metaphysischen Ort von Gemeinschaft überhaupt. Nirgends in der philosophischen Literatur ist unseres Erachtens die Frage: Was ist Gemeinschaft? so prinzipiell aufgeworfen und so systematisch durchanalysiert worden. Hildebrand erforscht zuerst die personalen Grundlagen von Gemeinschaft, sodann untersucht er Aufbau, Sinnbereich und Eigenart jedes einzelnen klassischen Gemeinschaftstyps. Der fundamentale Strukturunterschied zwischen Ich-Du-Gemeinschaft und Wir-Gemeinschaft wird völlig neu beleuchtet. Die Ehe, das Freundespaar besitzen einen exklusiven Innenraum und eine Vereintheitsstufe, die sich deutlich von jeder pluropersonalen Gemeinschaft wie Sippe, Staat und selbst Familie abhebt. Besonders bedeutsam ist die Erkenntnis, daß in allen Gemeinschaften bestimmte Werte als Hildebrand stets Seinsqualitäten, die von der Wirklichkeit unablösbar sind. Von ihnen geht eine verbindliche, gemeinschaftliche Kraft aus. Dagegen bringen alle Zusammenschlüsse im Namen von Idolen und Unwerten, in Haß statt in Liebe, nichts als technische Kontakte hervor. Eine wichtige Lehre für manche Ideologen! Hildebrands Analysen erweisen ferner den unbedingten Primat der Ein- zelperson gegenüber jeder Gemeinschaft. Einzig in der Kirche fallen die Sinnlinien von personaler Vollendung und Gemeinschaft letztlich zusammen. Nie geht die Person mit ihrem ganzen Sein in der Gemeinschaft auf. Es gibt keine Verschmelzung zu einer „höheren Gesamtperson" oder zu einem das Individuum aufsaugenden Kollektiv. Wohl aber bilden echte Gemeinschaften reale Ganzheiten. Je höher die verwirklichten Werte, um so organischer die Gemeinschaft, um so tiefer umfaßt sie die Gesamtperson. Hildebrand unterscheidet materiale und formale Gemeinschaften. Konzerne sind, verglichen mit der geistigen Einheit von Platons Jüngerkreis, Der Staat besitzt als Rechts- und Ordnungsautorität eine hohe Würde, jedoch ausschließlich in seinem engen Kompetenzbereich. Die metaphysische Gemeinschaft der Menschheit und alle Liebesgemeinschaften überragen ihn weit an Werthöhe, erst recht die übernatürliche Gemeinschaft der Kirche. Hildebrand hat hier Fundamente aufgewiesen, deren jede soziologische Forschung bedarf, soll sie den Namen Wissenschaft verdienen. Denn Gesellschaftslehre schwebt im luftleeren Raum, wenn nicht Wesen und Sinn der Gemeinschaften erkannt sind, aus denen sich Gesellschaft aufbaut. Dieses Buch gehört zum Grundlagenstudium des Philosophen, Theologen, Soziologen und insbesondere aller derer, die sich in der verwirrenden Vielgestalt menschlichen Zusammenlebens bleibende Maßstäbe erringen wollen.
Autor | Dietrich v. Hildebrand |
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Produktform | Kartoniert |
Breite | 13,5 cm |
Höhe | 20,5 cm |